Logo Transp Gelleriewe Lauf  Die Geschichte des Radsports in Linden Logo Trans Gelleriewe

Von Emil Erker

 

Radfahrerverein Linden 1906

Geschichtliche Vorläufer

In Deutschland, so überliefert es uns die Frühgeschichte des Radsports, wurde mit dem Eimsbütteler Velocipeden-Club am 17. April 1869 der erste Radsportclub in Altona/Hamburg aus der Taufe gehoben.

Schon am 10. September desselben Jahrs veranstaltete der Verein während einer Industrieausstellung ein erstes Rennen mit Teilnehmern aus Frankreich, Dänemark und England.

Im Ausland war man da schon einen Schritt voraus: In Paris/ Frankreich fand bereits am 8. Dezember 1867 das erste Eintagesrennen statt. Etwa 100 Teilnehmer fanden sich auf der Avenue des Champs-Elysées ein und starteten zum rund 23km entfernten Schloss Versailles.

Das erste von Frauen bestrittene Radrennen wurde am 1. November 1868 in Bordeaux ausgetragen. Schauplatz des Ereignisses war der Parc Bordelais. Vier Frauen absolvierten ein Rennen auf einer 500m langen Strecke. Das erste Straßenrennen überhaupt soll schon 1865 in Amiens (Frankreich) stattgefunden haben. Viele der damals initiierten Rennen sind heute „Klassiker“, wie etwa Lüttich-Bastogne-Lüttich (seit 1892), Paris-Roubaix und Paris-Tours (beide seit 1896) oder Mailand-San Remo (seit 1907).

Ab den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts fanden Distanzrennen zunehmende Aufmerksamkeit beim Publikum, bei denen eine größere Zahl von Rennfahrern Entfernungen von fast immer 500km zu bewältigen hatten.1903 schließlich wurde als erstes Etappenrennen die Tour de France ins Leben gerufen, bei der ähnliche Streckenklängen wie bei den Eintagesrennen absolviert werden mussten - in diesem Falle allerdings an mehreren aufeinander folgenden Tagen. In sechs Etappen wurden 2 428km zurückgelegt. Das Stundenmittel des Siegers Maurice Garin aus Frankreich betrug beachtliche 26km/h.

Der Radsport wird von Historikern vor der Jahrhundertwende bis zum Beginn des ersten Weltkrieges generell neben dem Boxen als die vielleicht bedeutendste und beliebteste Zuschauersportart eingeschätzt. Trotz der seinerzeit spärlichen Nachrichtenübermittlungen gelangten doch Informationen über diesen Sport auch nach Linden, wo diese scheinbar mit großem Interesse aufgenommen wurden. Die damals wirtschaftlich schwierige Zeit war von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt. Um hier Abhilfe zu schaffen, hatten sich in ganz Deutschland Arbeitervereine gebildet, welche aus der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts mit politischem Charakter hervorgegangen sind. Auch in Linden gab es unter der Führung der Katholischen Kirche eine solche Einrichtung. Historisch betrachtet, war das Ziel dieser Vereinigungen eine spürbare Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft und deren Arbeitsbedingungen. Wegen der herrschenden Missstände regte sich damals in der Bevölkerung der Unmut über die bestehenden, schwierigen Verhältnisse, verbunden mit dem Wunsch nach Veränderung.

Entstehung des Lindener Radfahrvereins

Freizeitgestaltung war in dieser Zeit noch ein Fremdwort. Aus Langeweile trafen sich Jung und Alt im „Ortszentrum“ in der Hauptstraße, d.h. vor der Dorfschmiede und an der Brunnenmauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wahrscheinlich kam man hier dann eines Tages auf die Idee, statt ohne Perspektive tatenlos herumzustehen, aktiv Sport zu betreiben. Da lag natürlich Rad fahren am nächsten, zumal sich andere Möglichkeiten kaum boten.

Um aber als Fahrer an Rennen teilnehmen zu können, musste man einem Verein als Mitglied angehören. So schloss sich schnell eine Gruppe Interessierter zusammen, die den Entschluss fasste, einen solchen zu gründen und dieses Vorhaben auch sogleich in die Tat umsetzte. Das Gründungsprotokoll – in altdeutscher Schrift und in der damaligen Rechtschreibung verfasst, hat folgenden Wortlaut:

“Heute am 17. April 1906 wurde in der Wirtschaft von Adam Weiß in Linden beschlossen einen Radfahrer-Verein zu gründen, wobei sich sofort 17 Mitglieder mit einander vereinichten und sogleich zur Wahl schritten. Gewählt wurden folgende Personen:

Vorstand                                 Julius Burkhardt

Kassierer                                Jakob Weiß

Schriftführer                           Jakob Burkhardt

Ausschussmitglieder               Jakob Seibert, Joseph Deppert, Ernst Leis

Eintrittsgeld pro Mitglied       1 Mark

Monatsbeitrag                        40 Pf

Zur Bestätigung: Der Ausschuß

Betrachtet man dieses Dokument, so fällt auf, dass es zum Zeitpunkt seiner Entstehung bereits einen Vereinsstempel (Radfahrer-Verein Linden Pfalz) gegeben hat – also offenbar schon bei der Gründung! Das ist wirklich ungewöhnlich und gibt zu Spekulationen Anlass.

01 Urkunde Gruendung

Nun nahm der Radsport in Linden seinen Anfang und mit ihm eine langjährige, bis heute andauernde Tradition.

Erste Aktivitäten in Linden

Aus der Anfangszeit des Vereinsbestehens fehlen jegliche Informationen über radsportliche Aktivitäten. Belegt ist einzig, dass Bernhard Leidner einer der ersten Rennfahrer und ab Dezember 1918 erster Vorsitzender war. Anzunehmen ist allerdings, dass Radsport betrieben wurde, denn im Jahresprotokoll von 1907 wird die Wahl von Georg Lösch zum ersten und Julius Leis zum zweiten Fahrwart erwähnt. 1908 wurde dann mit Edmund Wiehn zum ersten Mal ein Zeugwart in den Ausschuss berufen. Ab 1909 wurde vom Verein ein Vereinsdiener mit Entlohnung angestellt. Mit einem Beitrag von sechs Mark im Jahr war Ludwig Baque´ der Erste in diesem Amt. Dieser Posten eines Vereinsdieners wurde bis einschließlich 1933 in den Jahresprotokollen aufgeführt.

Im Jahre 1910 beschloss die Vorstandschaft die Anschaffung einer Vereinsfahne. Nach deren Fertigstellung wurde sie 1911 eingeweiht. Dazu widmeten „die ehrbaren Jungfrauen“ der Gemeinde Linden eine Fahnenschleife. Erster Fahnenträger war Heinrich Utzinger, Fahnenbegleiter war August Maas. Die Mitgliederzahl betrug mittlerweile stolze 37 Personen.

02 Fahne

Für 1914 war eine Rennveranstaltung vorgesehen. Doch der Ausbruch des ersten Weltkrieges machte einen Strich durch die Rechnung. Die Vereinstätigkeit ruhte nun bis zu dessen Ende. Am 14 Dezember 1918 wurde sie mit der Wahl von Bernhard Leidner zum ersten Vorsitzenden wieder belebt.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg

Trotz der unruhigen Zeiten – so heißt es im Protokoll von 1924 – verlief von 1919 bis 1924 beim Radfahrerverein Linden alles in ruhigen Bahnen, sodass in dieser Zeit keine besonderen Vorkommnisse zu vermerken sind.

Im Jahre 1925 wurde beschlossen, dass alle Mitglieder, die länger als sechzehn Jahre dem Verein angehörten, zu Ehrenmitgliedern ernannt werden und keine Beiträge mehr zu leisten haben. Wegen der schweren wirtschaftlichen Lage wurde allen Vereinsangehörigen ab 1926 der Beitrag gestundet, letztendlich von Jahr zu Jahr bis 1932. Auch durften in dieser Zeit keine Neuaufnahmen erfolgen. Radsport wurde aber trotzdem betrieben. Über Fahrer und deren Leistungen ist allerdings nichts übermittelt. In einer Feierstunde ernannte man Adam Weiß, Hermann Vollmer, Albert Baque´, Joseph Deppert, Johann Müller, Johann Baque´, Adam Stephan, Adam Lutz, August Lutz, August Burkhard II, Edmund Baque´ sowie Alois Negle´ zu Ehrenmitgliedern. Besonderen Wert wurde auf die Feststellung gelegt, dass Adam Stephan zwanzig Jahre lang die vollen Mitgliedsbeiträge gezahlt hatte. Am 1. Januar 1933 hob man den Beschluss zwecks Stundung der Beiträge auf. Von da an konnten auch wieder neue Mitglieder aufgenommen werden. Mitte de Jahres hatte der Verein nach mehreren Austritten dann wieder 27 Personen in seinen Reihen.

Ab dem 1. April 1934 gehörte der „Radfahrer-Verein Linden“ dem Bund Deutscher Radfahrer an. Deshalb musste der Monatsbeitrag auf 30 Reichspfennige festgelegt werden. Auch die Ehrenmitglieder wurden nun zur Kasse gebeten, brauchten aber nur den halben Beitrag leisten. Dem Jahresprotokoll von 1935 ist zu entnehmen, dass alle Vereinsmitglieder arbeitslos waren. Auch wenn aus dieser Zeit nichts über sportliche Aktivitäten überliefert. ist, so beweist das untenstehende Foto, dass sich Ernst Utzinger, Otto Baque´ und Karl Baque´ an Radrennen beteiligten.

03 Linden 3 Fahrer

Verbote und Auflagen der damaligen Staatsführung machten es dem Radfahrerverein schwer, sich selbstständig zu betätigen. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam dann schließlich bis du dessen Ende alles zum Erliegen.

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Wiederaufnahme des Sportbetriebes nach dem Krieg wurde durch die französische Militärregierung sehr erschwert. Endlich wurde dem Antrag vom 22. Juni 1948 auf Neuzulassung des Vereins doch stattgegeben.

Nach erfolgter Genehmigung kam es zur Wahl des folgenden Ausschusses:

1. Vorsitzender                      Julius Baque´

2. Vorsitzender                      Alois Negle´

Schriftführer                          Vinzenz Baque´

Kassierer                                Oskar Weiß

Der monatliche Mitgliedsbeitrag wurde auf 20 Pfennige festgelegt.

Ab 1949 gab es in der Pfalz auch wieder Radrennen. So waren auch in Linden zwei Veranstaltungen mit anschließendem Tanzvergnügen geplant.

Erfolgreiche Fahrer bestimmen nun das Vereinsgeschehen. Otto Baque´ als Altersfahrer – der aber bald seine Laufbahn beendete -, Heiner Müller bei der A-Jugend (heute U19) und den Aktiven, sowie Alfred Lutz bei der Jugend (heute U17 und U19) sind dabei besonders in Erscheinung getreten. Die beiden Letztgenannten waren lange Zeit „Alleinunterhalter“ beim RFV.

Das erste Rennen des Lindener Radfahrervereins fand außerhalb des Dorfes auf der Straße in Richtung Queidersbach statt. In dieser ereignisarmen Zeit war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Stimmung glich einem Volksfest, zumal sogar eine Blaskapelle aufspielte. Diese saß auf einem Podium und begleitete die Rennfahrer mit einem langsamen Musikstück, wenn sie sich zum Start ihrer Rennen begaben. Näherten sie sich dann aber im Sprint dem Ziel, wurden sie mit dem „Feuerwehrgalopp“ angefeuert. Das Kampfgericht hatte erhöht auf einem Pferdefuhrwerk seinen Platz, um das Renngeschehen und den Zieleinlauf besser überblicken zu können. Der Tagesablauf war, wie damals üblich, so angeordnet, dass die einzelnen Wettbewerbe als Sprintrennen, sogenannte „Fliegerrennen“ mit einer Streckenlänge von 1000m ausgetragen wurden. Den Tagesabschluss bildete dann meistens die „Fernfahrt“, bei der eine Entfernung bis circa 20km zurückzulegen war.

Bei dem Lindener Rennen war natürlich der Lokalmatador Otto Baque´ am Start. In seinem Lauf der Altersklasse (heute Senioren) wurde er seiner Favoritenrolle voll und ganz gerecht und überquerte mit mehreren Radlängen Vorsprung als Sieger die Ziellinie.

In der Amateurklasse wurden mehrere Durchgänge absolviert. Der dominierende Fahrer war dabei ein Kaiserslauterer mit Nachnamen Stümpert, der mehrere Siege einfuhr. Sogar zwischen den einzelnen Wettbewerben begeisterte er die Zuschauer in den Rennpausen mit Einrad-Showeinlagen! Bei diesem Rennen spielte sich einmal folgende Episode ab:

Ein Missgeschick widerfuhr einem Queidersbacher Fahrer (Otto S.) Er war in seinem Rennen in Führung liegend in einer fast 90° Kurve im Eifer des Gefechtes geradeaus, die Böschung hinunter, weitergefahren. Ursache war wohl die „starre Nabe“ mit der damals die Rennräder ausgestattet waren. Kurios, dass er Kopf vor in einem Entwässerungsgraben zwischen Böschung und der angrenzenden Wiese landete. Für einen winzigen Augenblick ragten auch noch die Beine senkrecht in die Höhe. Na ja , wer den Schaden hat, …! Auch für die damaligen Volksschüler war so ein Renntag nicht nur eitel Freude. Sie mussten nämlich montags ihre Erlebnisse und Eindrücke in Form eines Aufsatzes zu Papier bringen.

Die später vom RFV Linden durchgeführten Rennen wurden dann am anderen Ortsende, also Richtung Horbach, ausgetragen.

Erfolgreiche Fahrer der 50er Jahre

Als erster Fahrer errang Heiner Müller eine Meisterschaft für den Radfahrerverein Linden. Er wurde 1950 Pfälzischer Straßenmeister in der A-Jugendklasse (heute U19). Sein Meisterstück machte er in Deidesheim, auf der bekannten Radstrecke am Bahnhof. In diesem schweren Rennen wurde Edgar Löwer aus Hassloch Zweiter, der spätere Straßenfachwart der IG Rheinland-Pfalz. Als Dritter kam Ernst Kuhn aus Rülzheim ins Ziel. Zahlreiche Siege und Ehrenplätze machten Heiner Müller in den 50er Jahren zu einem sehr erfolgreichen Fahrer. Beim Betrachten seiner außergewöhnlichen Laufbahn sollte ein Vorfall bei einem A-Jugend-Rennen 1950 in Pirmasens nicht unerwähnt bleiben. Bei „Rund um den Horeb“ mit Start und Ziel am Exerzierplatz gewann er den Sprint im Zieleinlauf. Einige der eifrigen und wohl auch aufgeregten Lindener Zuschauer dachten, dass der damit auch der Sieger des Rennens wäre. Sie hatten aber übersehen, dass Ernst Kuhn aus Rülzheim das gesamte Fahrerfeld komplett überrundet hatte und somit der eindeutige Gewinner war. Was folgte, waren lange erhitzte Diskussionen der RFV-Fans mit dem Kampfgericht. Es kam sogar soweit, dass der Start des nächsten Rennens um eine halbe Stunde verschoben werden musste, bis sich die erregten Gemüter beruhigt hatten. Aufgrund dieses unschönen, eklatanten Auftretens der Lindener Zuschauer legte Julius Baque´ sein Amt als erster Vorsitzender des Vereins nieder. Daraufhin übernahm Jakob Kraus die Führung, bis er sie 1952 an Nikolaus Müller abgab.

Alfred Lutz errang in den Jahren 1949 – 1951 in der A- bzw. B-Jugend siebenundsechzig (in Zahlen: 67!) Siege – eine gigantische Leistung, die kaum zu übertreffen ist. Als Amateur gelangen ihm achtzehn Siege, sowie zahlreiche zweite und dritte Plätze. Seine größten Erfolge verbuchte er mit Siegen beim

„Großen Rosenpreis von Zweibrücken“

„Goldenes Rad von Mannheim“,

„Großer Hembachpreis von Schopp“ und

„Rund um den Flugplatz Mehlingen“.

Bei den Pfalzmeisterschaften 1952 in Maikammer belegte er als 18-Jähriger den dritten Platz, wobei er bis 20m vor dem Ziel noch in Führung lag.

04 Pfalz 3 1952

Fünfmal war er bei den Bezirksmeisterschaften Westpfalz erfolgreich, davon dreimal im Sprint und zweimal im Straßenfahren. Die meisten Siege hat er im Sprint über 1 000m auf der Straße in den sogenannten „Fliegerrennen“ errungen. Diese waren damals bei den Rennveranstaltungen neben den Fernfahrten der üblich praktizierte Austragungsmodus. Für die Bevölkerung waren diese sonntäglichen Renntage immer ein kleines Volksfest. Leider wurden diese wegen des zunehmenden Verkehrsaufkommens schon bald verboten.

Anfang der 50er Jahre hatte der RFV nur zwei aktive Fahrer. Dann traten drei hoffnungsvolle jugendliche Talente dem Verein bei: die Gebrüder Franz und Otto Kraus und Albert Schäfer. In ihren Altersklassen erzielten sie hervorragende Erfolge und nährten somit die Aussicht auf eine vortreffliche Zukunft. Leider beendeten sie mit dem Erreichen der Altersgrenze zum Übertritt in den Amateurbereich ihre kurze Laufbahn.

Als dann auch noch die verbliebenen Akteure Heiner Müller und Alfred Lutz ihren Abschied vom aktiven Rennsport nahmen, fehlten dem Verein die Fahrer. Zwangsläufig war der komplette Sportbetrieb eingestellt. 1956 legte der erste Vorsitzende Nikolaus Müller sein Amt nieder. Nun führte Hans Wölm, der damalige Schriftführer, den Verein bis 1972 nur noch kommissarisch.

Radsportverein Linden e. V. 1972

Wiederbelebung des Vereins 1972

Das Interesse am Radsport war bei vielen Lindener Bürgern aber in dieser Zeit keineswegs erloschen. Im Gegenteil! Der Wunsch zur Wiederbelebung des RFV wurde immer stärker. Schließlich nahm Karl Unnold das Heft in die Hand und versuchte als engagierter Initiator, die Räder wieder ins Rollen zu bringen. Ihm gelang es, einige Mitstreiter zu finden, die mithalfen, diese Idee in die Tat umzusetzen.

So konnte am 21. Juni 1972 in der Gaststätte Oster die Neugründung mit dem rezenten Namen „Radsportverein Linden 1906“ stattfinden. Bei der konstituierenden Sitzung waren Klaus Höh, Werner Lenhardt, Nikolaus Müller, Karl Unnold, Emil Utzinger I, Emil Utzinger II, Helmut Utzinger, Karl Utzinger, Alfons Trinkaus sowie Robert Weiß anwesend. Die von den zehn Radsportfans durchgeführte Vorstandschaftswahl brachte folgendes Ergebnis:

1. Vorsitzender:                           Emil Utzinger I

2. Vorsitzender:                          Alfons Trinkaus

Schriftführer und Kassenwart:    Robert Weiß

Sportwart:                                   Karl Unnold

Dieses gewählte Gremium stürzte sich sofort in die Arbeit, um die Weichen für die Entwicklung des Vereins zu stellen. Gleichzeitig nahm nun auch die Mitgliederzahl sprunghaft zu. Einige Jugendliche meldeten sich, um aktiv Rennsport zu betreiben. Sportwart Karl Unnold konnte nach erfolgtem Trainingsaufbau schon 1973 Stefan Unnold in der Bambiklasse, Stefan Adrian bei den B-Schülern, Rüdiger Stöber bei den A-Schülern sowie Alex Hemmer und Werner Trinkaus bei einigen Rennen starten lassen. Nachdem zwischenzeitlich Robert Weiß als erster Vorsitzender fungiert hatte, übernahm Klaus Höh am 1. Juni 1974 dieses Amt. Es kam nun zum Beitritt in den Pfälzischen Radfahrerbund, den Sportbund Pfalz und den Bund Deutscher Radfahrer. Im selben Jahr wurde eine Vereinssatzung erstellt. Am 20. August erfolgte unter der behördlichen Bezeichnung „Radsportverein Linden 1906“der Eintrag in das Amtregister des Amtsgerichtes Zweibrücken.

Mit Armin Höh, Achim Baque und Patrick Unnold traten nun weitere Jugendliche als Fahrer dem RSV bei. Patrick Unnold blieb es vorbehalten, die erste Rheinland-Pfalz-Meisterschaft für den Verein zu erringen. Er siegt damals in Hohenöllen in der Bambiklasse mit großem Vorsprung.

05 Patrik Unnold Bambini 74

Ein erster Meilenstein in der Geschichte des RSV war die Austragung des ersten „Großen Preises vom Steinalbtal“ am 15. September 1974. In den einzelnen Rennen rund um´ s Flürchen wetteiferten alle Fahrer - von den Bambinis bis zu den Amateuren - um den Sieg. Der umjubelte Gewinner des Hauptrennens war Robert Lange. Bei Fahrern und Zuschauern war diese, später zur Tradition gewordene Veranstaltung begeistert angenommen worden. Die nachhaltige Resonanz bewirkte, dass sich viele Neumitglieder dem Verein anschlossen: Anfang 1975 war bereits die Zahl einhundert erreicht. Im selben Jahr begann Barbara Trinkaus als erstes Lindener Mädchen mit dem Radrennsport. Auch die Gebrüder Leis – Hermann, Michael und Hubert, sowie Alexander Kraus, Volker Kraus, Andreas Märkl, Volker Sprau, Ralf Vollmer, Edwin und Harald Gabriel starteten nun ihre Fahrerlaufbahnen.

Um den Zusammenhalt innerhalb des Vereins zu stärken, versuchte die Vorstandschaft intensiv, Freunde und Anhänger zum gemeinsamen Besuch von Großveranstaltungen zu bewegen. Das Rennen „Rund um den Henninger Turm“ in Frankfurt war das erste Ziel. Die hier gemeinsam erlebten Eindrücke trugen mit Sicherheit dazu bei, dass diese Fahrt für lange Zeit zum Jahresprogramm des RSV gehörte. Ebenso begehrt waren die hinzukommenden Fahrten im Oktober zu den Sechstagerennen nach München.

Das Highlight des Jahres 1975 aber war die Reise nach Mettet/Yvoir in Belgien im August, wo man zum ersten Mal gemeinsam eine Straßenrad-Weltmeisterschaft besuchte.

06 Unnold Karl Marino Basso 1973

Karl Unnold mit dem italienischen Radprofi Marino Basso bei der Rad-Weltmeisterschaft 1973 in Barcelona

Wegen der Auflagen des Deutschen Sportbundes musste im Januar 1976 die bisher einzige Mitgliedsbeitragserhöhung seit der Vereinsgründung 1972 vorgenommen werden. Im gleichen Monat wurde Albert Stöber zum ersten Vorsitzenden gewählt. Dieser bereicherte das bisherige Vereinsleben mit neuen Ideen, was sich sehr positiv auswirkte. Die Mitgliederzahlen erhöhten sich weiter und neue junge Fahrer schlossen sich dem RSV an. Das Training der Jugendlichen und deren sportliche Betreuung wurde inzwischen von Werner Simonis aus Queidersbach übernommen, dem Deutschen Meister im Tandemfahren, Dieser verstand es, seine praktischen Erfahrungen in den Trainingseinheiten so weiterzugeben, dass seine Schützlinge bei ihren Rennen immer häufiger sehr gute Platzierungen erzielten. So wurde der RSV im Bezirk Westpfalz allmählich zum dominierenden Verein.

Im Jahre 1977 nahm der RSV Linden anlässlich einer Radtourenfahrt mit dem belgischen Radsportverein Linden, den „Lindense Trappers“ Kontakt auf. Daraus entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft, die auf privater Ebene zum Teil heute noch besteht.

Im Laufe der Jahre wurde der „Große Preis vom Steinalbtal“ in Linden immer beliebter und die Fahrerfelder immer größer. Mit der sich ausweitenden Dimension der Veranstaltung wurden auch immer höhere Anforderungen an die Organisation gestellt. Deshalb waren viele Helfer erforderlich, um den gestellten Aufgaben gerecht zu werden. In den Jahren 1977, 1978 und 1979 richtete der RSV zusätzlich jeweils ein Rennen in Herschberg auf der Sickinger Höhe aus. 1980 wurde auf Bitte und Anfrage der Gemeinde Weselberg einmalig der Austragungsort dorthin verlegt. Wegen Terminschwierigkeiten und Baumaßnahmen konnte die Veranstaltung hier allerdings nicht wiederholt werden.

Vom Pfälzischen Radfahrerbund wurde dem RSV 1978 die Ausrichtung der Pfälzischen Bergmeisterschaft übertragen. Die zu bewältigende Strecke vom unteren Bereich der Bergstraße führte auf einer Länge von circa zwei Kilometern hoch zum Harzheckberg. Die Höhendifferenz von 148m mit Abschnittsbereichen von mehr als zwölf Prozent Steigung stellte erhebliche Ansprüche an die Fahrer. Beeindruckt von der einwandfreien Abwicklung und der hervorragenden Organisation der Veranstaltung vergab der Pfälzische Radfahrerbund die Austragung der Meisterschaft auch 1978 an den Lindener Verein.

Erfolgreiche 80er Jahre

Wegen Kanalbauarbeiten im Ort musste der „Große Preis vom Steinalbtal“ 1980 zwangsläufig in Krickenbach stattfinden, was den Beliebtheitsgrad aber keineswegs minderte.

Die aus den Jahren 1978 und 1979 gewonnene Erfahrung bei der Durchführung der Pfälzischen Bergmeisterschaften ermutigte die Vereinsführung, sich für die Ausrichtung der Rheinland-Pfalz-Meisterschaften 1982 zu bewerben. Dem Antrage wurde schließlich stattgegeben und die Veranstaltung am 18. September auf der bewährten Bergstrecke ausgetragen. Der sportliche Höhepunkt für den RSV war das Rennen der Lindener B-Jugend-Fahrer. Patrick Unnold, Hubert Leis und Andreas Märkl erfüllten die in sie gesetzten Hoffungen und belegten dabei die ersten drei Plätze.

07 Bergmeisterschaft RLP 1982

Weiterhin waren damals: Achim Baque´,Thomas Brämer, Harald Gabriel, Alexander Kraus, Frank Kraus, Volker Kraus, Robert Kraus, Michael Leis, Marc Leis, Dirk Märkl, Patrick Märkl, Jürgen Schlotthauer, Jochen Strasser, Marc Strasser, Mathias Hirschelmann, Thorsten Wölm, sowie die beiden weiblichen Radsportler Patricia Erker und Barbara Trinkaus in den Lindener Farben unterwegs.

07 RSV Linden 1980

Durch die kontinuierliche Nachwuchsarbeit – ausbilden, aufbauen und fördern - im RSV Linden konnten bis dato und auch auf später hinaus viele regionale Titel und Meisterschaften errungen werden. Diese können hier unmöglich aufgezählt werden.

Aus der vorgenannten Fahrergruppe machten bald einige auf nationaler und internationaler Ebene auf sich aufmerksam. Harald Gabriel rückte hier als erster ins Blickfeld. Als Schüler am Heinrich-Heine Gymnasium, wo er 1984 sein Abitur machte, wurde sein sportliches Talent weiter intensiv gefördert. Dort an dem in ganz Deutschland bekannten Sportgymnasium ( HHG ) standen anfangs im Fachbereich „Sport“ nur die Disziplinen Tennis, Tischtennis, Badminton und Judo auf dem Lehrplan. Dieser Sektor wurde 1980 mit der Abteilung „Radsport“ erweitert. In diese Sparte wurde Harald Gabriel mit sechs weiteren Mitschülern eingegliedert. Auch der spätere Radprofi Volker Diehl aus Ludwigshafen gehörte hier dazu. Als Trainer und Betreuer stand Sport- und Biologielehrer Hermann Mühlfriedel dieser Gruppe zur Seite. Dessen vorgegebenes und absolviertes Trainingsprogramm bewirkte rasch ein enorm gesteigertes Leistungsvermögen bei allen Mitgliedern dieses Kaders. Zwangsläufig erzielten sie bemerkenswerte Ergebnisse und Erfolge. Bald eilte ihnen deshalb der Ruf der Unbesiegbarkeit bzw. als „Die Glorreichen Sieben“ voraus. Und Harald mittendrin.Gesteuert von den Verantwortlichen des HHG hat er sich mehr zum Bahnradsport hin orientiert und auf den Kurzstreckenbereich spezialisiert. Aufgrund seines Talentes hatten ihn die Scouts des Bundes Deutscher Radfahrer bald im Visier. Ende 1982 wurde er in seiner Altersklasse in dessen Kader berufen und gehörte dann im folgenden Jahr, als etabliertes Mitglied der BDR-Junioren Nationalmannschaft an. Diesen Sprung hatte bis dahin noch kein Fahrer des RSC Linden in der gesamten, bisherigen Vereinsgeschichte geschafft. Bei vielen Einsätzen im Trikot mit dem Bundesadler gelang es ihm immer, mit guten Leistungen, seine Befähigung unter Beweis zu stellen. Als beteiligter und erfolgreicher Akteur, erinnert man sich heute noch gerne an die damalige Zeit. Allerdings nicht an ein unrühmliches Erlebnis bei einem internationalen Bahnrad-Ländervergleichskampf der Junioren in Italien, in der Nähe von Rom. Neben dem Gastgeber hatten dort fast alle renommierten europäischen Radsport-Nationen an dem Meeting teilgenommen. Hier hatte Harald die Disziplin „Ausscheidungsverfahren“ klar dominiert, seinen letzten verbliebenen Kontrahenten, einen Italiener in der Schlussrunde deutlich distanziert und die Ziellinie mit großem Vorsprung überquert. Während er noch locker eine Auslaufrunde drehte, fuhr sein Kontrahent an ihm vorbei und wurde beim abermaligen Zieldurchlauf vom einheimischen Kampfgericht auf den ersten Platz gesetzt. Bei der anschließenden Siegerehrung wurde natürlich dann „Il canto degli Italiani“ die italienische Nationalhymne, anstatt der deutschen gespielt. Was bleibt, an dieser unsportlichen Geschichte, ist eine bittere nachhaltige Erinnerung mit fadem Beigeschmack.Altersbedingt erfolgte mit dem Jahreswechsel 1983/84 sein Übertritt in die Amateurklasse. Fast gleichzeitig  hatte er den Schulabschluss, das Abitur absolviert. Danach entschied er sich einen soliden beruflichen Werdegang einzuschlagen, anstatt für eine im Voraus nicht kalkulierbare sportliche Laufbahn.Nach einer 2 Jährigen Banklehre und anschließendem Studium erfolgte 1991 der Eintritt ins eigentliche Berufsleben.Bei dem dort auch zeitlich geforderten Engagement war natürlich die Möglichkeit nicht mehr gegeben, sich selbst weiterhin zufriedenstellend aktiv im Radsport zu betätigen.GP LuxemburgFür die Junioren findet alljährlich in Luxemburg ein UCI-Nationscup, die höchste Kategorie dieser Klasse statt. Dieser Wettbewerb ist eine zweitägige Rundfahrt mit einem sehr anspruchsvollen Streckenprofil und starker internationaler Beteiligung. Benannt ist dieser Tour zu Ehren und in Erinnerung an den amerikanischen General George Smith Patten. Dieser bewahrte in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, nach der Invasion der alliierten Streitkräfte in der Normandie, Luxemburg vor militärischen Übergriffen.Bei dieser Veranstaltung die seit 1963 ausgetragen wird sind  fast ausschließlich Nationalmannschaften am Start. 1983 konnte das BDR-Team wegen eines Einsatzes in Österreich hier nicht antreten. Als Vertretung sprang der Landesverband Rheinland-Pfalz in die Bresche.Dieser schickte die Lindener Volker Kraus, Hubert Leis und Andreas Märkl zusammen mit dem Ilbesheimer Markus Fuhrmann ins Rennen. Gleichzeitig wurde der RSV vom LV beauftragt, die Betreuung der Fahrer zu übernehmen. So stellte Manfred Unnold spontan seinen privaten PKW als Begleitfahrzeug zur Verfügung. Karl Utzinger, damaliger Jugendbetreuer, chauffierte den Wagen und positionierte sich dabei als sportlicher Leiter. Eine schwierige Aufgabe die er hier als Alleinunterhalter zu bewältigen hatte. Bei brütender Hitze und aufgeweichtem Straßenbelag mussten seine Jungs an beiden Tagen, ständig mit Erfrischungen versorgt werden. Dabei haben die Begleiter der belgischen Mannschaft kameradschaftlich ausgeholfen.Am ersten Tag dieser Rundfahrt gelang es Andreas Märkl, das 17 Jährige Talent, in einer 14-köpfigen Spitzengruppe, sich vom Peleton abzusetzen und einen Vorsprung bis ins Ziel herauszufahren. Auch am zweiten Tag konnte er sich wiederum mit einigen Fahrern zusammen, mittels geglückten Fluchtversuchs, erfolgreich vom Feld lösen. Da sich in dieser Truppe weder der Etappensieger noch ein anderer Ausreißer vom Vortage befand, war Andreas nunmehr der virtuelle Leader der Rundfahrt. Jetzt war er natürlich laufend Attacken seiner Gegner ausgesetzt, die er jedoch alle routiniert kontern konnte. Seinen stärksten Widersacher, einem belgischen Fahrer, kontrollierte er an dessen Hinterrad fahrend und machte schließlich den Sieg dieser Etappenfahrt mit dem größten Erfolg seiner Laufbahn perfekt. Ein weiteres Highlight konnte er 1983 zusammen mit Harald Gabriel verbuchen. Bei einem Wettkampftag auf der Radrennbahn im Schopper Eichwaldstadion gelang diesen beiden in Anwesenheit der gesamten deutschen Bahnelite der Juniorenklasse im Madison (2-er Mannschaftspunktefahren) ein bemerkenswerter Erfolg. Da im Rennverlauf bei den Wertungsrunden ein erbitterter Kampf um die Punkte entbrannte, war die Wahrscheinlichkeit hier den Sieg einzufahren sehr gering. Deshalb zog das Lindener Duo die Überrundung als Option. Bei der Umsetzung dieses Vorhabens hatte die Konkurrenz nichts entgegen zu setzen und musste sich geschlagen geben.Im folgenden Jahr, das zweite von Andreas in der Juniorenklasse, stellte er stets seine hervorragenden Qualitäten unter Beweis. Zusammen mit Udo Bölts, der später zwölfmal an der Tour de France teilnahm, beherrschte und dominierte er damals das Geschehen bei den Straßenrennen.  Mit vielen Erfolgen konnte  dabei sein Palmares wesentlich erweitert werden.

1986 wurde Gerd Burkhard zum ersten Vorsitzenden gewählt. Ein Jahr später, also 1987, sorgte Dirk Märkl im Kurort Bad Sachsa im Südharz für den größten Coup in der bisherigen Vereinsgeschichte: mit dem nicht unbedingt zu erwartenden Gewinn der Deutschen Meisterschaft bei der B-Jugend.

08 Dirk Maerkl DM Siegerehrung 1 08 Dirk Maerkl DM Siegerehrung 2

Dirk Märkl bei der Siegerehrung in Bad Sachsa, nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1987

09 Dirk Maerkl DM aus Oster Hof

Empfang in „Osters Hof“ für Dirk Märkl nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und Marc Strasser, der bei den Deutschen Meisterschaften im Tandem (Bahn) den 3. Platz erreichte

Der Sieg kam allerdings nicht von ungefähr. So konnte Dirk doch neben sieben Rheinland-Pfalz-Meisterschaften und in den drei Jahren seiner Zugehörigkeit im deutschen Jugend-Nationalteam viele Etappensiege auf großen Rundfahrten für sich verbuchen. Auf weitere Erfolge wird später noch einzugehen sein.

Auch Mark Strasser, der ja eigentlich mehr die Bahnrad-Disziplinen bevorzugte, trat 1987 als B-Jugendfahrer bei Deutschen Meisterschaften ins Rampenlicht. Mit seinem Partner Jörg Wolsiefer, ebenfalls ein Krickenbacher Junge, der damals für den RV Schopp startete, gewann er im Tandemfahren die Bronzemedaille. Bei dem in Hannover stattgefundenen 500m Zeitfahren belegte er den fünften Platz.

Ein Jahr später verpasste er als A-Jugendfahrer in Linkenheim/Baden im Sprint nur knapp einen Podestplatz und wurde Vierter. Auch auf der Straße wusste er sich in Szene zu setzen und bewies seine Qualitäten. Bei der Deutschen Meisterschaft in Herford wurde er hervorragender Zwölfter. In einem damals zum ersten Mal überhaupt ausgetragenen Rad-Bundesliga-Rennen der A-Jugend, das heute einen hohen Stellenwert einnimmt, in „Rund um Schönaich“ in der Nähe von Stuttgart, fuhr er nach 81km als Erster über die Ziellinie.

Viele Jugendliche verabschieden sich leider sehr oft vom Radrennsport oder verlassen ihren Verein, wenn der Wechsel von den Junioren (ehem. A-Jugend) zu den Aktiven (Amateuren) ansteht. Dies geschieht sowohl aus beruflichen als auch aus sportlichen Gründen. Andere wiederum schließen sich einem größeren und renommierteren Verein an, in der Hoffung auf eine aussichtsreichere Karriere. So Andreas und Dirk Märkl, die einzigen aus dem Spektrum der genannten Fahrer, die diesen Schritt wagten.

Dirk Märkl wechselte 1990 nach abgeschlossener Berufsausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbauer 19jährig zur Bundesliga-Mannschaft des VC Frankfurt. In diesem Team gelangen ihm viele herausragende Erfolge auf nationaler und vor allen Dingen auf internationaler Ebene. So konnte er 1991 in Luxemburg bei der „Fleche de Sud“ - eine achttägige Rundfahrt, bei der sowohl Amateure als auch Profis am Start waren - den holländischen Superstar Erik Decker bei der Schlussetappe auf den zweiten Platz verweisen.

1992 errang er bei der „Kleinen Vuelta“, eine zehntägige Tour in Spanien, ebenfalls einen Etappensieg. 1993 gelang ihm ebenda sogar ein Tripel, also ein dreifacher Triumph. Auch die Sprintwertung mit dem roten Trikot entschied er für sich.

Durch diese Erfolge stand er damals kurz vor dem Sprung ins Profilager. Das spanische Team „Cafe de Columbia“ versuchte, ihn, den Supersprinter, zu engagieren. Ausschlaggebend dafür, dass er den Vertrag nicht unterschieb, war wohl die noch jugendliche, große Familienverbundenheit. Bei längerem Wegbleiben plagte ihn das Heimweh. Auch dürften Bedenken wegen einer nicht kalkulierbaren sportlichen Laufbahn eine Rolle gespielt haben.

Nach seiner Zeit beim VC Frankfurt kehrte er 1998 wieder zum RSV Linden, seinem Heimatverein, zurück. Es sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Dirk in seiner glanzvollen Karriere ca. 320 (in Worten: dreihundertzwanzig!) Siege eingefahren hat, unter anderem 1996 und 1998 den „großen Preis vom Steinalbtal“.

Andreas Märkl, der heutige Präsident des Pfälzischen Radfahrerbundes, schloss sich 1991 ebenfalls dem VC Frankfurt an. Zuvor hatte er mit wohlweislicher Weitsicht die Prüfung zum Kfz-Meister abgelegt. Seine sportlichen Erfolge, vorwiegend auf nationaler Ebene, fanden überall volle Anerkennung. Dazu gehörte auch sein Sieg im Bundesligarennen 1993 in Michelstadt.

09 Andreas Maerkl Michelstadt

Die 90er Jahre

Im Jahre 1990 richtete der RSV mit großem Erfolg die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft aus. Die Strecke führte von Linden über Horbach, Steinalben, den berüchtigten Hackenberg hinauf mit seinen giftigen Steigungsabschnitten, die den Fahrern alles abverlangten, nach Hermersberg, Weselberg, Queidersbach und wieder zurück an Start und Ziel nach Linden. Auf Grund seiner hervorragenden Organisation und Abwicklung erntete der Verein erneut von allen Seiten viel Lob und Anerkennung.

Als Rahmenprogramm hatte man samstags sogar in der Turnhalle einen „Bunten Abend“ organisiert.

In dieser Zeit hatten sich mit den Brüdern Thorsten und Patrik Burkhart zwei Fahrer dem Verein angeschlossen, die ihn auch auf internationaler Ebene bekannt machten. So war Thorsten im Jahr 1992 bei der Junioren-Straßen Weltmeisterschaft in Athen /Griechenland mit am Start. Sein Bruder wurde ein Jahr später in Perth/ Westaustralien im Mannschaftszeitfahren ebenfalls in der Juniorenklasse sogar Vize-Weltmeister. Mit im Silbermedaillen-Team war auch John Paul Fürus, der damals für den RV Schopp startete. Die Goldmedaille gewann übrigens Italien.

Bei der Rückkehr aus Australien wurden beide am Frankfurter Flughafen von den Lindener Fans mit riesigen Transparenten begeistert empfangen. Dies löste bei vielen Fluggästen großes Interesse mit spontanen „standing ovations“ aus.

Das Team des Vizeweltmeisterns wurde noch von Jörg Ludewig aus Halle/Saale sowie dem Ansbacher Jörg Jaksche komplettiert. Beide glänzten später mit einer tollen Profikarriere, auch bei Teilnahmen an der Tour de France.

Im selben Jahr belegte Patrik zusätzlich im Junioren-Weltcup einen hervorragenden fünften Rang. Dem Nationalmannschafts-Kader gehörte er zwei Jahre lang an.

10 Vizeweltmeister Patrick Burkhart

Seine Erfolge machten ihn natürlich für einige Radbundesliga-Teams zu einem begehrten Kandidaten und so wurde er schnell kontaktiert. Mit dem Ende des Juniorenalters vollzog sich dann der Wechsel zu den „Nürnbergern“. Zeitgleich hatte auch sein Bruder Thorsten, der ja auch eine Rheinland-Pfalz-Meisterschaft, einen fünften Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Frankfurt, einen vierten Platz bei der „Trofeo Karlsberg“ und viele andere tolle Erfolge vorzuweisen hatte, seine Zugehörigkeit beim RSV beendet. Hinzu kam noch, dass sich viele junge Fahrer aus dem aktiven Rennsport zurückzogen.

Als 1994 Gerd Burkhart aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Wiederwahl zur Verfügung stand, übernahm Franz Schmitt den Vereinsvorsitz. Zu dieser Zeit war das Fahrerkontingent bis auf Steffen Heinz, der noch als Einziger für den RSV startete, zusammengeschrumpft. Nun galt es, wieder Schwung in das sportlich aktive Geschehen zu bringen und die vorhandene Situation zu verbessern. Als vordringliche Priorität war angesagt, Jugendliche zu animieren und zu mobilisieren, um Radrennsport beim RSV zu betreiben. Dies gelang schließlich auch innerhalb kürzester Zeit mit Sascha Wolsiefer - dem späteren Deutschen Vizemeister in der Jugendklasse – Max Richtscheid, Florian und Philipp Martin sowie Patrik Stephan. Eigentlich allesamt vielversprechende Talente, die schon bei ihren ersten Einsätzen sehr positiv in Erscheinung traten.

1996 kam mit Frederik Müller ein weiterer junger hoffnungsvoller Fahrer hinzu, der sich gleich zwei Titel eines Rheinland-Pfalz-Meisters sicherte. Er war sowohl im Einzel-Zeitfahren in Sembach als auch in Bann im Straßenrennen erfolgreich. Bei der Deutschen Meisterschaft in Unna belegte er einen sehr guten neunten Platz. In den Folgejahren startete er dann mit weiteren bemerkenswerten Ergebnissen im Team Rheinland-Pfalz.

Ebenfalls 1996 konnte der 90. Geburtstag de Vereins gefeiert werden. Aus diesem Anlass war man bestrebt, ein würdiges Programm auf die Beine zu stellen. So beschloss man, diese Festlichkeit an dem Wochenende zu begehen, an dem auch der „Große Preis vom Steinalbtal“ ausgetragen wurde. Dabei kam man auf die Idee, die Feierlichkeiten in einem Festzelt und nicht in der daneben liegenden Turnhalle zu vollziehen. Der Clou dabei war, den Start und den Zielbereich mit zu überbauen und somit die zu absolvierenden Rennen dort hindurch zu führen. Um dieses Vorhaben zu realisieren, hatten sich viele freiwillige Helfer zu Verfügung gestellt und beim Auf- und Abbau des großformatigen Zeltes fleißig mitgeholfen, sodass die ursprüngliche Idee auch verwirklicht werden konnte.

Bereits am Samstagabend wurde ein Nachtrennen quasi unter Flutlicht durchgeführt und für Linden eine bisher noch nie da gewesene Rennatmosphäre geschaffen. Danach begannen im total überfüllten Zelt die eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten. Nachdem hinlänglich bekannten Ablauf und dem üblichen Procedere einer solchen Veranstaltung mit Ansprachen, Ehrungen, Ernennung zu Ehrenmitgliedern usw. klang der Abend mit Tanzmusik aus.

Ende der 90er Jahre starteten Dirk Märkl, Klaus Rink, Harald Gabriel, Nico Siatkowski, Thomas Leidner, Sascha Krämer, Christoph Arnold, Mario Bold, Marvin Wolsiefer, Dominik Eberle, Francois Schmitt, Selina Mang, Max und Paul Ehrhardt, Patrik Lutz, Jens Stöber, Thomas Borz, Bernhard Mang, Heinz Müller, Günther Faber, Gernot Schmitt und Nicole Keller für den RSV.

Mit Elan in das neue Jahrtausend

Nach wie vor blieb der Schwerpunkt immer noch auf die Nachwuchsarbeit ausgerichtet. Nach der Jahrtausendwende konnte mit Armin Wolsiefer ein erfahrener und bekannter Fahrer aus Queidersbach als Trainer für diesen Bereich verpflichtet werden. Er, der 1990 den „Großen Preis vom Steinalbtal“ gewonnen hatte, verstand es, in Abstimmung mit dem Sportgymnasium „Heinrich-Heine“ in Kaiserslautern, kontinuierlich und behutsam, junge Talente aufzubauen und an den Rennsport heranzuführen. So ließen erste Erfolge auch überregional nicht lange auf sich warten. Es gelang ihm außerdem, einen sinnvollen Ausgleich in der Freizeit der Jugendlichen zu schaffen: Gemeinsame Schwimmbad-Besuche, Go-Kart fahren, Kinobesuche, Wanderungen u.ä. gehörten zum allgemeinen Programm. Dies alles hatte sich in der ganzen Westpfalz und darüber hinaus bald herumgesprochen, was einen enormen Zulauf zum Verein bewirkte.

Durch diesen Boom hatte der Verein im Jahre 2005 die stattliche Anzahl von 44 Fahrern. Ein absoluter Rekord!

Dass der RSV in der Bundesrepublik keine Gleichung mit drei Unbekannten war, hatte sich schon oft gezeigt. Sascha Wolsiefer beispielsweise stand 2002 bei der Deutschen Straßenmeisterschaft der Jugendklasse U15 als Deutscher Vizemeister auf dem Treppchen. Bei vielen hochkarätigen Rennen ging er als Sieger hervor, so z.B. bei der Südpfalztour. Einen seiner schönsten und größten Erfolge gelang ihm bei „Rund um den Henninger Turm“ am Hainerweg in Frankfurt/Main. Vor vielen tausend Zuschauern distanzierte er am Anstieg zum Ziel den als haushohen Favoriten gehandelten, heutigen Radprofi Björn Thurau, den Sohn von „Didi“.

Auch Dominik Eberle trug damals wesentlich dazu bei, das Image des Vereins aufzupolieren. Zum ersten Mal machte er mit dem Sieg beim Nordpfalz-Schnuppercup auf sich aufmerksam. Diverse Bezirksmeisterschaften und der Gesamtsieg beim Saar-Pfalz-Cup folgten. Auch bei der international besetzen Kids-Tour in Berlin ging er 2002 im U13- und 2004 im U15-Wettbewerb als Sieger in die Analen ein. Dazwischen lagen mehrere Siege bei LV-Meisterschaften unter anderem 2004 in Linden. Insgesamt belegte er bei Rheinland-Pfalz-Meisterschaften (Straße/Bahn) 16mal den ersten, 8mal den zweiten, und 4mal den dritten Platz. Bei der deutschen Meisterschaft 2004 wurde er Vierter. Im selben Jahr gewann er bei der TMP-Jugendtour die Bergwertung. 2006 gelang ihm hier ein Etappensieg und er wurde Zweiter in der Gesamtwertung. Bei der Vuelta al Besaya (Spanien) siegte er 2007 und 2008 in der Sprintwertung. Einmal wurde er in der Gesamtwertung Zweiter. Auch bei der Trofeo Karlsberg stand er 2007 beim dritten Teilabschnitt mit dem dritten Platz auf dem Siegerpodest. Nach seiner Juniorenzeit wechselte er zum Continental Cycling Team (KT) Differdange Luxemburg.

2004 gab es wieder einen Deutschen Meistertitel zu feiern: Die Oberstdorferin Nadin Rieger, die für den RSV startete (HHG machte es möglich) triumphierte im Mountainbike in der Juniorinnen-Klasse.

Eine weitere Bestätigung der hervorragenden Jugendarbeit fand sich z.B. bei der Saar-Pfalz-Cup Siegerehrung 2001. Von dreiundzwanzig geehrten Fahrern gehörten allein elf dem RSV an. Die größte Anerkennung erfuhr der Verein im Jahre 2005. In der Dezemberausgabe des renommierten Rennrad-Magazins „Tour“ waren die jugendfreundlichsten Vereine im Bundesgebiet aufgelistet, die von den jeweiligen Landesverbänden genannt wurden. Für Rheinland-Pfalz stand dabei der RSV Linden an erster Stelle. Eine hohe Auszeichnung, die man mit Stolz registrierte. Zu den bereits aufgelisteten Höhepunkten der Vereinsgeschichte bezüglich der Ausrichtung von Meisterschaften kamen 2004 noch zwei hinzu: Die Landesverbände Rheinland-Pfalz/Saarland und der Bund Deutscher Radfahrer (BRD) übertrugen dem RSV für die Juniorenklasse (U19) die Austragung der Südwestdeutschen bzw. Süddeutschen Meisterschaft. Mit der Streckenführung über Queidersbach durch das Schweinstal nach Krickenbach und zurück nach Linden stand ein anspruchsvoller Kurs zur Verfügung. Diese beiden Veranstaltungen waren bis dato die größten Highlights. Wieder einmal wurden die Verantwortlichen für die Organisation und Abwicklung von den Verbänden, den Teilnehmern und der Presse gebührend gelobt.

Wie bereits mehrfach erwähnt, lag der Schwerpunkt des RSV auf der Jugendarbeit. Hier galt es, das Interesse am Sport zu wecken, Gemeinschaftssinn zu fördern und miteinander Freizeit sinnvoll zu gestalten. Darin eingebunden waren auch Aktivitäten in der Gemeinde Linden. Dies alles geschah mit dem Hintergrund, letztendlich sportlich erfolgreich zu sein. Natürlich waren die gesteckten Ziele mit finanziellen Hürden verbunden, die vom Verein allein nicht genommen werden konnten. Vielmehr war man auf Sponsoren angewiesen. Mit festen Verträgen. trugen die Firmen Hepco&Becker, Druckerei Faber, Radsporthaus Wolsiefer, Bauunternehmung Wiehn, Bildhauerei Steigert, Parkbrauerei Pirmasens, Heizungsbau F.Unnold und Dachdeckerei Behrend der geldlichen Absicherung bei. Aber auch viele andere Unternehmen halfen mit ihrem Engagement, sei es im praktischen Bereich, in Form von Inseraten auf Plakaten oder Rennprogrammen oder auch mit Spenden.

Das Jubiläumsjahr 2006

Beeindruckt vom außerordentlichen Einsatz und Engagement seitens der Vorstandschaft erhielt der Verein allgemein hohe Anerkennung, was sich wiederum in der Zahl der Mitglieder bemerkbar machte: Von 2004 bis zum 100jährigen Jubiläum 2006 stieg deren Anzahl um 230 auf insgesamt 350. Zum gleichen Zeitpunkt waren im Lizenzbereich fünfunddreißig Fahrerinnen und Fahrer im Lindener Trikot unterwegs, abgesehen von sieben Kids, welche zusätzlich noch im Ersten Schrittbereich starteten. In diesem Jubiläumsjahr setzte sich das Fahrerkontingent wie folgt zusammen:

Christoph Arnold, Bernadette Baltes, Carlos Baralt, Oliver Barth, Jonas Brödel, Jürgen Brödel, Lukas Brödel, Janina Brückner, Marcus Diller, Dominik Eberle, Max Ehrhardt, Saskia Eisenmann, Marc Fischer, Maurice Fischer, Nicolas Guardia, Stephan Hess, Stephan Jendes, Marius Junker, Miriam Kettenring, Ben König, Marco König, Lisa Kraus, Sebastian Kuhnhardt, Sebastian Kunrath, Patrik Lutz, Bernhard Mang, Björn Martin, Lukas Märkl, Niklas Märkl, Nils Märkl, Nikolas Marschall, Tim Müller, Lea Schlotthauer, Francois Schmitt, Felix Schönbach, Jens Stöber, Marcel Theiss, Gerit Vollmer, Florian Wagner, Tim Wagner, Hanna Welte, Armin Wolsiefer, Marvin Wolsiefer, Sascha Wolsiefer.

11 RSV Linden 2006Mit diesem Potential konnte man nun mit großer Zuversicht in die Zukunft schauen, gehörten doch Hanna Welte (Bahn) und Max Ehrhardt (Mountainbike) dem Deutschen Nationalkader an.

Zunächst aber richtete sich die Aufmerksamkeit aller auf das große Ereignis im Jahr 2006: den hundersten Geburtstag des Vereins. Einhundert Jahre Radsport in Linden, das musste natürlich gebührend gefeiert werden!

Am Samstag, den 16. September fand in der Turnhalle der Festkommerz statt. Im vollbesetzten Saal hatten sich viele Gäste und Gratulanten eingefunden. Auch Rudolf Scharping, der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer übermittelte seine Grüße.

12 Grussworte des BDR 2006

Immer wieder waren die Erfolge des RSV Gegenstand von Berichten der Zeitung „Die Rheinpfalz“, wie man hier ersieht.

13 Rheinpfalz Berichte

Das Amt des Trainers hatten mittlerweile der Queidersbacher Timo Brewi - der Gewinner des „Großen Preises vom Steinalbtal“ 2001 - und Jürgen Brödel aus Schwanheim übernommen. Dank ihrer hervorragenden Arbeit blieben die Fahrer des RSV weiter auf Erfolgskurs. Mit Ben König kam 2009 erneut ein Deutscher Meister aus den eigenen Reihen. Er gewann den Titel im 500m Zeitfahren auf der Bahn.

Bereits ein Jahr zuvor, also 2008, wurde ein Förderverein gegründet, um den Hauptverein nach der Anerkennung der Gemeinnützigkeit zu entlasten. Leider nahm die weitere Entwicklung einen unerfreulichen Verlauf, denn die Zuwendungen von Sponsorengeldern ließen bald nach. Das wiederum hatte gravierende Auswirkungen auf die Liquidität des Vereins. Viele Fahrer verabschiedeten sich. Einige der jungen Garde, die ihre Ausbildung in der Lindener Talentschmiede erhalten hatten, wechselten zu anderen Klubs und erzielten dort bei Deutschen Meisterschaften sehenswerte Erfolge:

Janina Brückner                     2010    3. Platz im Keirin (Bahn)

Katja Welker                          2010    3. Platz im Sprint (Bahn)

                                                           3. Platz im 500m Zeitfahren (Bahn)

                                               2011    2.Platz im Sprint (Bahn)

Ben König                              2010    1. Platz im Teamsprint (Bahn)

                                                           1. Platz im 1000m Zeitfahren (Bahn)

                  2011        1. Platz im Teamsprint (Bahn)

                                   In dieser Disziplin wurde er im selben Jahr sogar Weltmeister!

Marco König                         2011    1. Platz im Cross

             2013   1. Platz im Cross

                1. Platz Straße

Andere Aktivitäten

Dass nicht nur das Rad fahren beim RSV im Mittelpunkt stand, zeigt unter anderem die Bildung einer Volleyballabteilung, deren Jugendmannschaft sogar dreimal den Meistertitel erringen konnte.

Überhaupt spielte die Freizeitgestaltung insgesamt als gesellschaftliches Miteinander eine große Rolle. In den Jahren 1998 bis 2002 wurde sowohl Radtouristik als auch Volksradeln angeboten. Schade, dass die Teilnehmerzahlen so stark sanken, dass man diese Veranstaltungen einstellen musste. Besonders großen Anklang fanden die Busreisen zu den Rad-Weltmeisterschaften innerhalb Europas. Die Fahrt von 1975 nach Mettet/Yvoir in Belgien wurde an anderer Stelle bereits angesprochen. 1987 ging es nach Barcelona, 1988 nach Ronse (Belgien), 1989 nach Stuttgart und 1991 nach Chambery (Frankreich). Danach organisierte der Autor dieses Berichtes in konstanter Regelmäßigkeit zehn weitere WM-Besuche wie

Oslo 1993                               Sizilien1994                Lugano 1996              San Sebastian 1997

Valkenburg (NL) 1998          Verona, 1999              Plouay (F), 2000         Zolder (Be) 2002

Verona 2004                          Salzburg 2006

Wegen der sich häufenden Dopingfälle im Profiradsport wurden aber diese Fahrten nicht mehr fortgeführt.

Im Jahre 2011 schließlich erreichte die Situation im RSV bedauerlicherweise ihren Tiefpunkt. Genau wie 1955 hatte der Verein keinen einzigen Fahrer mehr. Auch die Mitgliederzahlen gingen stark zurück. Dadurch kam zwangsläufig der Sportbetrieb zum Erliegen, sodass „Die Rheinpfalz“ in ihrer Ausgabe vom 19. April 2013 die Einstellung sämtlicher Aktivitäten vermeldete.

Die Vorsitzenden

14 Vorstaende RSV Linden

 

Grosser Preis vom Steinalbtal

Die bisherigen Sieger

1974 Robert Lange Sossenheim
1975 Peter Weibel Mannheim
1976 Friedrich v. Löffelholz Nürnberg
1977 Hans Lauth Böchingen
1978 Peter Meyer Bellheim
1979 Dieter Flögel Nürnberg
1980 Arnold Seeger Böblingen
1981 Herbert Brehm Mannheim
1982 Helmut Landry Dudenhofen
1983 Herbert Brehm Mannheim
1984 Herbert Brehm Mannheim
1985 Peter Becker Berlin
1986 Ernst Hesselschwerdt Bellheim
1987 Werner Bawel Wiesbaden
1988 Andreas Walzer Homburg
1989 Ernst Hesselschwerdt Bellheim
1990 Armin Wolsiefer Bad Dürkheim
1991 Thomas Mika Bad Dürkheim
1992 Dirk Märkl Linden
1993 Georg Weigenland Deidesheim
1994 Dirk Märkl Linden
1995 Andreas Walzer Homburg
1996 Dirk Märkl Linden
1997 Dave Clynger US- Team
1998 Dirk Märkl Linden
1999 Ernst Hesselschwerdt Bellheim
2000 Marco Hesselschwerdt Bellheim
2001 Timo Brewi Queidersbach
2002 Ernst Hesselschwerdt Bellheim
2003 Sven Bauer Frankfurt
2004 Ernst Hesselschwerdt Bellheim
2005 Sven Bauer Mainz
2006 Robert Sittsamstein Bellheim
2007 Oliver Selmigkeit Bellheim
2008 Thorsten Carrier Bad Dürkheim
2009 Thorsten Carrier Bad Dürkheim
2010 Alexander Boos Merzig
2011 Alexander Boos Merzig

Aus dieser Auflistung ist zu ersehen, dass der Bellheimer Ernst Hesselschwerdt den "Großen Preis vom Steinalbtal" fünfmal gewonnen hat und somit alleiniger Rekordhalter ist. Sein erstes Rennen in Linden bestritt er am 15. September 1974, als 13-Jähriger in der Schülerklasse. Seit dieser Zeit war er dann in jedem Jahr, alle Klassen durchlaufend, hier beim RSV am Start.

Radsportclub (RSC) Linden e.V. gegr.2015

Die Neugründung

Dass Linden mit seiner langjährigen Tradition nicht lange ohne Radsport sein kann, versteht sich fast von selbst!

Dieser „deja vue“-Situation musste schnellstmöglich entgegen gesteuert werden!

Immer häufiger wurde in Gesprächen auf offener Straße deutliches Interesse bekundet, den „status quo“ zu beenden. Am Dienstag, den 2. Juni 2015 traf sich in der „Kufa“ eine kleine Gruppe ausgesuchter Personen, um das Thema zu erörtern. Diese Diskussionsrunde war sich schnell darin einig, dass in Linden die Räder wieder rollen müssen. Zielstrebig legte sie Montag, den 6. July 2015 als Termin für die Gründungsversammlung eines neuen Vereines fest. Zwanzig Personen fanden sich in dieser konstituierenden Sitzung ein, den Verein „Radsportclub (RSC) Linden“ aus der Taufe zu heben. Die Wahlen ergaben folgende Vorstandschaft:

1. Vorsitzender                      Patrick Märkl

2. Vorsitzender                      Uwe Unnold

Kassenwart                            Harald Gabriel

Jugendwart                            Thomas Kolschefsky

Fachwart                                Eycke Brescher

Schriftführerin                        Simone Heinze

Pressewartin                          Claudia-Corina Janson

Materialwart                           Bernhard Mang

Frauenwartin                          Rosa Maria Martin

Beisitzer                                 Gerhard Müller

Kassenprüfer                          Klaus Meier, Rüdiger Stöber

Neben den namentlich vorgenannten Amtsträgern waren weiterhin Alfons Baque, Emil Erker, Paul Klag, Andreas Märkl (Präsident des Pfälzischen Radfahrerbundes) , Elisabeth Märkl, Karl Märkl, Nicole Meier, Manfred Unnold, Karl Utzinger und Dirk Walgenbach in der Stunde der Wiederbelebung des Radsports in Linden anwesend.

15 Gruendung 2015 RSC Linden

Paul Klag Jurist und Cross-Fachwart im Pfälzischen Radfahrerbund legte der Versammlung gleich einen sachkundig erarbeiteten Satzungsentwurf vor, welcher einstimmig angenommen wurde.

Auch „Die Rheinpfalz“ widmete in ihrer Ausgabe vom Mittwoch den 8. Juli mit „Fortsetzung einer großen Tradition“ der Gründung des RSC ihre Aufmerksamkeit.

Das erklärte Ziel des neu gegründeten Vereins besteht darin, sich Schritt für Schritt wieder in die Radsportszene einzubringen. Zwangsläufig dient das Jahr 2015 als Anlaufzeit. Noch vor Jahresende haben sich bereits folgende sechzehn Fahrer für die Saison 2016 angeschlossen:

1) Leonie Conca                    1. Schritt

2) Lion Vesser                       U11               Sieger Saar-Pfalz-Cup 2014

3) Jule Märkl                          U13               2. Platz LV Meisterschaft Straße 2015

4) Tim-Oliver Kolschefsky     U15               3. Platz LV Meisterschaft Cross 2015

5) Leon Brescher                   U17               Deutscher Meister Cross 2015

6) Lukas Märkl                       U17               Deutscher Meister 2015, 4er Mannschaftszeitfahren Straße

7) Marc Reibold                     U17

8) Lea Walgenbach               U17

9) Niklas Märkl                       U19               Deutscher Meister 2015, 4er Mannschaftsfahren Straße

10) Jens Klaus                       Master/C       Teilnehmer WM und Nationalfahrer bei der U19

11) Rene´Conca                    Master/C

12) Paul Klag                         Master/C

13) Thomas Kolschefsky       Master/C

14) Bernhard Mang               Master/C

15) Alexander Müller           Master/C

16) Udo Ritter                        Master/C

Wen wundert es, dass – kaum war der neue Verein gegründet – schon die ersten Erfolge zu verbuchen waren. Da die Cross-Saison 2016 seit Oktober 2015 läuft, gibt es bereits sehr bemerkenswerte Ergebnisse: Bei den LV-Meisterschaften in Trassem bei Saarburg erreichten

Jule Märkl U13 den 3. Platz, Tim Kolschefsky U15 den 4.Platz, Leon Brescher U17 den 3. Platz, Lukas Märkl U17 den 1. Platz (und wurde somit Meister!) und Niklas Märkl U19 den 1. Platz (und wurde somit ebenfalls Meister) Bei ihm ist noch anzumerken, dass er in den letzten sieben Jahren sowohl im Cross als auch auf der Straße jeweils die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft gewonnen hat.

Ein kleines „Bonbon“ nebenbei: Dass Niklas und Lukas Märkl echte Lindener Eigengewächse sind, beweist das Mannschaftsbild von 2006 (siehe a.a.O.) Man erkennt die beiden in der untersten Reihe kniend als drittes bzw. viertes Mitglied von links.

Die genannten Resultate sind ein großer Erfolg für den jungen Verein. Dazu gehört auch die Tatsache, dass bis Ende Dezember 2015 bereits fünfundvierzig Mitglieder registriert wurden – Tendenz steigend. Das alles sind vielversprechende Anzeichen dafür, dass der Radsport in Linden wieder eine Zukunft hat.

 

Als 2011 der Radsport in Linden zum Erliegen kam und der RSV aufgelöst wurde, hatten sich beide an ihrem Wohnort Queidersbach – ihre Eltern Andreas und Annette sind übrigens auch waschechte Lindener – dem dortigen RV Queidersbach angeschlossen. Bevor sie jedoch „back to the roots“ ab dem 1. Oktober 2015 mit Beginn der Cross Saison wieder in Lindener Trikots unterwegs waren, hatten sie im selben Jahr eine sehr erfolgreiche Straßenradsaison absolviert. Zusammen mit Daniel Gundall vom RV „Vorwärts“ Mehlingen und dem Vierten im Team Tomic Goran vom RC Friesenheim konnten sie in der Jugendklasse in Genthin den Deutschen Meistertitel im 4er Mannschaftszeitfahren feiern.

Niklas Märkl, der schon seit 2014 dem Kader der Nationalmannschaft angehörte, gelangen 2015 unter der Trainingsanleitung von Josef Schüller, Jugend-Bundestrainer und gleichzeitig Erzieher sowie Internatsleiter am HHG, weitere bemerkenswerte Erfolge. So konnte er sich für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) welches in Triflis, Georgien, ausgetragen wurde und die einwöchige ASKÖ-Rundfahrt in Österreich, welche als die Tour de France der Jugendfahrer gilt, qualifizieren. Bei der ASKÖ war er schon 2014 am Start, allerdings mit einer nachhaltigen, unliebsamen Erinnerung: Bis zur Schlussetappe im Gesamtklassement noch auf dem zweiten Platz liegend, verblieb ihm durch einen bei einem Massensturz erlittenen Zeitverlust in der Endabrechnung nur der vierte Platz. Jedoch die Nachwuchswertung -  jüngster Jahrgang – wurde von ihm gewonnen. Als bei der Siegerehrung dieser Kategorie zu seinen Ehren die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, musste die Zeremonie abgebrochen werden. Die durch den vorgenannten Sturz erlittenen Verletzungen verschlechterten plötzlich seinen Gesundheitszustand, sodass ein sofortiger Transport in ein Krankenhaus notwendig wurde.

Dieselbe Rundfahrt von 2015 blieb dafür in besserer Erinnerung. So gelang ihm mit nur einer Sekunde Rückstand auf den Rundfahrtssieger aus der Schweiz als Zweiter in der Gesamtwertung der Sprung aufs Treppchen. Die bei dieser Veranstaltung als Sonderprüfung ausgefahrene Punktewertung konnte Niklas aber dann ganz klar für sich entscheiden.

Beim EYOF war er am Ende auf Platz 11 wieder bester Deutscher. Bei einer weiteren ebenfalls international stark besetzten Rundfahrt, dem „Criterium Europeen des Juenes 16“ in Luxemburg, gelang ihm mit dem Gewinn des Sprintertrikots ein weiterer bemerkenswerter Erfolg.

Auf internationaler Ebene konnte er, neben den vielen regionalen guten Platzierungen bei den Sichtungsrennen des BDR, mit dem zweiten Rang bei der Endabrechung seine längst bekannten Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen. Anzumerken ist außerdem, dass Niklas bei der von der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ organisierten Wahl zum Sportler des Jahres 2014 im Kreis Kaiserslautern als Sieger hervorging.

Die bei den LV-Meisterschaften im Cross gezeigten sportlichen Leistungen und erzielten Ergebnisse, wie a .a. O. erwähnt, weisen die Qualitäten der jungen Fahrer des RSC auf. Zu Beginn des Jahres 2016 standen dann noch einige Highlights auf dem Programm, wie die Deutschen Meisterschaften im niedersächsischen Vechta, sowie die Weltmeisterschaften Heusden-Zolder (Bel). Für die DM hatten sich Tim-Oliver Kolschefsky (U15), Lukas Märkl (U17), Marc Reibold (U17), sowie Niklas Märkl (U19) qualifiziert. Schon allein die Teilnahme war für alle ein tolles Erlebnis! Niklas Märkl fuhr ein eminent starkes Rennen, belegte dabei den zweiten Platz und war somit DEUTSCHER VIZEMEISTER. Derselbe Coup gelang vor ihm in der Lindener Radsportgeschichte nur Sascha Wolsiefer 2002 bei der Straßenmeisterschaft in der U15 Klasse.

Für Niklas bedeutete dieser Erfolg gleichzeitig die Nominierung und die Fahrkarte für die Teilnahme an den UCI Cyclo-Cross World Championships am 30. Januar in Heusden-Zolder (Bel). Sofort wurden nun die Lindener Radsportfans aktiv und organisierten eine Busfahrt zu diesem Großereignis. So starteten an jenem Samstag in der Frühe fünfzig Personen, um das große Talent des RSC Linden bei seinem Rennen an der Strecke moralisch zu unterstützen und anzufeuern. Als die Fangruppe nach mehrstündiger Fahrt im Bezirk Limburg in Belgien eingetroffen war, mussten sie feststellen, dass sie im Dauerregen angekommen waren. Dieser beeinflusste natürlich auch entsprechend den sowieso schon sehr anspruchsvollen 3260 m langen Rundkurs, der von den Cross-Fahrern bewältigt werden musste. Die Strecke führte wie üblich durch Wald und Wiesen und war total aufgeweicht und verschlammt. Lediglich ein kurzer asphaltierter Abschnitt im Start- und Zielbereich auf dem Circuit Zolder“, ein berühmter Hochgeschwindigkeitskurs des Motorsports, war die Ausnahme.

Die Aufstellung zum Rennbeginn erfolgte bei allen Klassen in Reihen mit jeweils acht Fahrern nebeneinander. Dabei waren die im Weltcuprennen der UCI eingefahrenen Punkte für die eigentliche Startposition maßgebend. Niklas Märkl hatte davon 25 auf seinem Konto. Deshalb musste er den Wettbewerb mit der Rückennummer 44 in der sechsten Reihe stehend aufnehmen. Dies war natürlich für ihn keine ideale Voraussetzung, um am Ende bei der Vergabe der vorderen Plätze ins Geschehen eingreifen zu können. Er ließ sich dadurch aber nicht entmutigen und legte vom Start weg sofort ein enormes Tempo vor. Trotz der starken internationalen Konkurrenz machte er mit fortschreitender Renndauer eine Position nach der anderen gut. So gelang es ihm, Bestzeit fahrend, sich in der dritten von fünf zu fahrenden Runden auf Rang zwölf vorzuarbeiten. Das war aber noch nicht alles! Er konnte noch zwei weitere Plätze gutmachen und fuhr letztendlich als Zehnter über die Ziellinie. Somit war Niklas nicht nur Bester des deutschen Teams, sondern auch gleichzeitig in der jüngeren Jahrgangsklasse des gesamten Fahrerfeldes. Eine grandiose Leistung!

Einer der ersten Gratulanten gleich nach dem Rennen war übrigens der BDR-Vizepräsident Udo Sprenger. Auch aus der Heimat meldete sich sofort der Heltersberger Ex-Profi Udo Bölts, um per Handy seine Glückwünsche zu übermitteln. Er ist ja nicht nur das große Vorbild, sondern quasi auch der Mentor von Niklas, dem er selbstlos bei gemeinsamen Trainingsfahrten und Treffen vieles aus seinem großen Erfahrungspotential vermittelt. Wie man sieht, mit Erfolg! Selbstverständlich waren alle vom Regen völlig durchnässten Lindener Fans mit der „Top-Ten“ Platzierung des jungen Vorzeigeathleten vom RSC höchst euphorisiert und einhellig der Meinung, dass sich ihr Trip nach Heusen-Zolder als richtige Entscheidung herausgestellt hatte.

Als man sich am Ende der Veranstaltung am späten Nachmittag zur Heimreise am Bus traf, fand sich auch Niklas dort ein. Mit Billigung der BDR-Delegation konnte zusammen mit seinen Anhängern nach Hause fahren.

Nach der WM ist die „Saison“ der Crossfahrer zu Ende. Die Akteure des RSC Linden, die in dieser Disziplin im Einsatz waren, haben auf allen Ebenen ihren Verein mit starken Leistungen repräsentiert. Gespannt wartete man nun auf die Straßenrennen, die ab dem Frühjahr beginnen würden. Dafür hatte man einen Kader an Fahrern zusammengestellt, der auch drei Mädchen enthielt, der für manche positive Überraschung würde sorgen können – davon war man überzeugt.

Diese Hoffnung wurde schon bei den ersten Starts der RSC-ler vollkommen gestärkt. Allen voran  Niklas Märkl, der als Mitglied der deutschen Junioren-Nationalmannschaft von den BDR-Trainern u. a. bei vielen bedeutenden Rundfahrten mit hohem internationalem Stellenwert in die Rennen geschickt wurde. Schon Anfang April kam er bei der „Internationalen Cottbuser“ 3-Tages-Rundfahrt zum Einsatz und belegte bei zwei Komplett- und einer Halbetappe jeweils den dritten Platz. Eine Woche später stand für ihn der „Grand Prix Bati-Metallo“ in Belgien auf dem Programm. Danach folgte am 1. Mai der Start bei „Rund um den Finanzplatz“ in Eschborn-Frankfurt. Hier fuhr Niklas schließlich als Zweiter über die Ziellinie.

Vier Tage später war er beim Nations-Cup dem „Course de la Paix Junior“, besser bekannt als „Friedensfahrt“ in Tschechien (CZE) am Start. Als Dritter schaffte er bei der Schlussetappe den Sprung auf das Podium. Zwei weitere „Top-Ten“ Ränge gelangen ihm am ersten und zweiten Tag (Halbetappe) mit dem neunten bzw. achten Platz.

Ebenfalls noch im Mai stand dann mit „Le Trophée Centre Morbihan“ in Frankreich eine weitere Rundfahrt auf dem Programm. Auch hier gelangen ihm einmal als Fünfter bzw. als Achter zwei bemerkenswerte Ergebnisse.

Für die im Juni anstehende „Trofeo Karlsberg“, die mittlerweile auch das Prädikat „Nations-Cup“ erhalten hat, war Niklas Märkl wiederum nominiert. Auch hier wusste er mit einem dritten, einem vierten und einem sechsten Platz zu überzeugen.

Eine weitere mehrtägige Rundfahrt absolvierte er mit dem „Giro della Lunigiana“ in Italien. Erneut schaffte er bei der Schlussetappe als Zweitplatzierter den Sprung auf das Podium.

Neben den hier angesprochenen internationalen Auftritten waren seine Beteiligungen an vielen regionalen und nationalen Veranstaltungen geradezu eine Selbstverständlichkeit. Insgesamt gesehen ein Mammutprogramm für den HHG-Schüler.

Auch die anderen Fahrer des RSC waren natürlich nicht untätig und zeigten bei ihren Starts schon früh zu Beginn der Straßenradsaison ihre Möglichkeiten auf. So wurden am 7.Mai bei den LV-Meisterschaften im Einzelzeitfahren, das in Rüssingen zusammen mit dem Saarland durchgeführt wurde, folgende Ergebnisse erzielt:

Schülerinnen U13:     Jule Märkl                              2. Platz

Jugend U17 weibl.:    Lea Walgenbach                    4. Platz

Schüler U15:              Tim Oliver Kolchefsky            12. Platz

Jugend U17männl.:    Lukas Märkl                           1. Platz

                                   Leon Eduard Brescher           2. Platz

Senioren 2:                 Jens Klaus                              2. Platz

Senioren 4:                 Paul Klag                                5. Platz

Bereits einen Tag später – am 8. Mai – wurden zusammen mit Hessen, Niedersachsen und dem Saarland im hessischen Wolfhagen die LV-Meisterschaften im Straßen-Einer ausgetragen. Auch hier überzeugten die Lindener Fahrer mit sehr guten Platzierungen:

Schülerinnen U13:     Jule Märkl                              2. Platz

Schüler U15:              Tim Oliver Kolschefsky          9. Platz

Jugend U17:               Lukas Märkl                           3. Platz

                                   Leon Eduard Brescher           6. Platz

Senioren 2:                 Jens Klaus                              1. Platz

Senioren 3:                 Thomas Kolschefsky              5. Platz

Bei weiteren Veranstaltungen um LV-Titel erreichte Tim-Oliver Kolschefsky (U15) in Dudenhofen auf der Bahn im Omnium (bestehend aus fünf Einzeldisziplinen) den fünften Platz in der Gesamtwertung.

Weiterhin wurde Lea Walgenbach (U17w) beim Bergzeitfahren in Homburg/Saar mit 8 Sekunden Vorsprung auf die Drittplazierte nach grandioser Leistung LV-Vizemeisterin.

Nachdem die regionalen Titelwettkämpfe durchgeführt waren, standen nun für Juni einige deutsche Straßenmeisterschaften im Terminkalender des BDR auf dem Programm. Zuerst wurde am 12. Juni in Ilsfeld – Auenstein bei Heilbronn die Deutsche Bergmeisterschaft der Junioren (U19) ausgetragen. Niklas Märkl fuhr dabei als Dritter über die Ziellinie und wurde  auf dem Siegerpodest mit der Bronzemedaille dekoriert.

Zwei Wochen später ging es in Nidda/Hessen um die Ermittlung der Meister in den Klassen U15, U17 und U19 in der Disziplin 1er-Straße. Neben Lea Walgenbach standen die sechs Jungs, die schon bei der deutschen Cross-Meisterschaft in Aktion waren, wieder am Start. Dies allein konnte schon als Erfolg für den RSC Linden bezeichnet werden, wenngleich für einige Fahrer nur die Teilnahme und die dabei gewonnene Erfahrung zählte. Im Rennen der Jugend (U17) belegte Lukas Märkl, gemessen an der zahlreichen Konkurrenz, einen hervorragenden 20. Platz. Bei den Junioren (U19) kam es auf Grund der nicht selektiven Strecke zu einem Massensprint. Niklas Märkl spurtete dabei als Zweiter über die Ziellinie und war somit auch hier DEUTSCHER VIZEMEISTER.

Nun war der Juni vorbei und es rückte ein vereinsinternes RSC-Vorhaben in den Fokus:

Bei der Gründungsversammlung hatte man festgelegt, nach vierjähriger Abstinenz baldmöglichst wieder Radrennen in Linden zu veranstalten. Nach vielfältiger Überlegung und Abwägung verschiedener Kriterien wurde - auch für die Zukunft - der letzte Sonntag im Juli bestimmt. Da dieser Termin immer näher rückte, liefen die Arbeiten zur Umsetzung im Verein mittlerweile auf Hochtouren. Leider konnte man nicht mehr auf früher vorhandene Einrichtungen des RSV wie Zelte, Buden etc. zurückgreifen. Alles musste neu organisiert und gestaltet werden! Bei der Neuauflage kehrte man nun auch wieder zur traditionellen 785m langen innerörtlichen Rundstrecke zurück. Von 2009 bis 2011 war ja versuchsweise ein längerer Kurs mit Ausflug in die Natur gewählt worden.

Nach Abschluss der Vorbereitungen war die Vorstandschaft hinsichtlich eines guten Gelingens der bevorstehenden Radsportveranstaltung in Linden sehr zuversichtlich. Viele ehrenamtliche Helfer hatten sich schon eingebracht. Der wichtigste Faktor aber war wohl die Unterstützung zahlreicher einheimischer und auswärtiger Firmen mit ihren finanziellen Zuwendungen. Ebenso leisteten viele Privatpersonen mit Geldspenden einen wesentlichen Beitrag. Ohne die Großzügigkeit dieser Sponsoren wäre wohl beim Neustart des Vereins ein Radrennen dieses Formates nicht zu realisieren gewesen. Erfreulich auch, dass der „Große Preis vom Steinalbtal“ bei den Fahrern wieder wohlwollend in deren Terminkalender aufgenommen wurde und nichts von seinem Ruf vergangener Jahre eingebüßt hatte. Das zeigte allein schon die Zahl der eingegangenen Voranmeldungen. Lediglich in den Klassen der Junioren (U19) und der Elite (KT, A, B) waren weniger Zusagen eingegangen als erhofft. Um den Zuschauern eine interessante Vorstellung bieten zu können, entschloss man sich, das Hauptrennen der Eliteklasse als Zweiteiler durchzuführen. Der spätere Sieger Fabian Genuit vom Team Möbel Ehrmann wurde mittels Addition der Wertungen aus einem Ausscheidungs- und Punktefahren ermittelt. Um der Veranstaltung noch mehr Spannung zu verleihen, entschied man mit Absegnung des BDR, die U19-Fahrer bei dem vorgenannten Punktefahren ebenfalls starten zu lassen. Bei dieser Konstellation wurden allerdings den Regeln entsprechend separate Wertungen für beide Leistungsklassen vorgenommen.

Im Kreise der Nachwuchsfahrer befanden sich neben dem Lindener Lokalmatador Niklas Märkl mit Jonas Rutsch vom VC Frankfurt und Per Münstermann vom SG RS Düsseldorf zwei weitere Fahrer, die ebenfalls dem BDR-Nationalteam angehören. Trotz des Handicaps der Übersetzungsbeschränkung waren die drei Youngster ihren höherklassigen Konkurrenten ebenbürtig. Auch fuhren Märkl und Rutsch die entscheidende Attacke mit, als sich die beiden Elitefahrer Simon Nuber und Kai Hliza (Team Möbel Ehrmann) durch Tempoverschärfung vom Feld lösten und dies überrundeten. Dadurch wurde dem Rennen neben den Wertungsrunden eine zusätzliche Brisanz verliehen. Sieger dieses Punktefahrens wurde dann Simon Nuber. Niklas Märkl belegte Platz zwei, war aber damit der Gewinner des Juniorenrennens.

Auch sein Bruder Lukas fuhr in der Jugendklasse (U17) einen mit Rundenvorsprung nie gefährdeten Sieg heraus. Mit ihm stand Leon Brescher als Dritter bei der Siegerehrung auf dem Podest. Marc Reibold rundete mit dem sechsten Rang in diesem Rennen die tolle Vorstellung der Jungs des RSC ab.

Jule, die „kleine“ Schwester von Lukas und Niklas wollte ihren „großen“ Brüdern natürlich nicht nachstehen. Sie erkämpfte sich mit ihrem Einsatz bei den Schülern U11 weiblich schließlich den zweiten Platz und stand somit bei der Siegerehrung auch auf dem Treppchen.

Am Renngeschehen hatten sich weiterhin noch Len Veester (1. Schritt) und Lion Veester (U11) beteiligt; beide sind als Sechste ins Ziel gekommen. Ebenso waren Tim-Oliver Kolschefsky (U15) sowie Lea Walgenbach (U17) im Einsatz, die jeweils Siebte wurden.

Somit hatten alle gestarteten RSC-ler einen „Top-Seven“-Platz erreicht und positiv auf sich aufmerksam gemacht. Zugleich haben sie auch den Beweis erbracht, dass der Verein mit ihnen eine gesunde sportliche Basis besitzt.

Nach Abschluss der Veranstaltung wurde allseits viel Lob ausgesprochen, sowohl für die sportliche als auch für die hervorragende organisatorische Leistung. Hier trugen neben der Ortsgemeinde Linden, der Feuerwehr und - wie a .a. O. schon angesprochen - die vielen Helfer wesentlich zum Gelingen bei. Stellvertretend für alle, die in irgendeiner Weise ihre Dienste eingebrachten hatten, sei hier Chefkoch Thomas Kolschefsky genannt, ohne jedoch die Leistungen der anderen schmälern zu wollen. Tom war mit einer Mannschaft aus Carlsberg angereist, bestehend aus Mitgliedern seiner Verwandtschaft, und sorgte ganztägig mit der Assistenz von Rüdiger Leis für das leibliche Wohl der vielen Radsportbegeisterten, die, für Linden schon immer obligatorisch, in großer Anzahl gekommen waren.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass beim Rennen der C-Klasse der 55jährige Ernst Hesselschwerdt, in der Radsportszene bestens bekannt und eigentlich Master-3 angehörend, an den Start ging. Er demonstrierte hier einmal mehr seine immer noch vorhandene Klasse. Gegen die an Jahren wesentlich jüngere Konkurrenz beendete er als Zweiter das Rennen. Als 13jähriger kam er 1974, in der Schülerklasse startend, zum ersten Mal nach Linden und hielt bis dato dem „Großen Preis vom Steinalbtal“ die Treue.

Da man sich jetzt zeitlich Mitte der Saison befand, standen überregional noch wichtige Entscheidungen auf dem Programm. So starteten Leon Brescher und Lukas Märkl in Genthin in der Jugendklasse (U17) bei der DM im 4er Mannschaftszeitfahren. Da sie im LV-Team ins Rennen gingen, waren hier noch Lennhard Jung von Schwalbe Trier und Pascal Tömpke vom RSC Neustadt vertreten. Leider waren die drei Pfälzer schon nach wenigen Kilometern leistungsbedingt auf sich allein gestellt. So kam es jetzt bei der Führungsarbeit fast  ausschließlich auf Leon und Lukas an. Dank ihres starken Auftritts beendete man den Wettbewerb auf Platz vier.

Das absolute alljährliche Highlight im Radsport ist die Straßenweltmeisterschaft. Von der UCI wurde für 2016 die Austragung derselben nach Doha, der Hauptstadt des Fürstentums Katar, vergeben. Geographisch liegt das ehemalige britische Protektorat, das 1971 seine Selbstständigkeit erhielt, auf der ostarabischen Halbinsel Quatar im Persischen Golf. Mit einer Größe von 22 014 qkm ist es flächenmäßig in etwa mit dem Bundesland Hessen zu vergleichen.

Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist das Ziel fast aller Sportler. So auch für Niklas Märkl, der ja schon im Januar bei der Cyclocross-WM am Start war. Auf Grund seiner exzellenten Leistungen in der bisher abgelaufenen Saison hoffte er, auch in Doha als Mitglied des deutschen Juniorenteams zum Einsatz zu kommen. Mitte September ging schließlich sein Traum in Erfüllung, als ihm Bundestrainer Wolfgang Ruser seine Nominierung offerierte. So saß er dann samstags am 8. Oktober zusammen mit seinen Mannschaftskameraden Bastian Flicke (Cottbus), dem deutschen Meister Felix Groß (Leipzig), Max Hamberger (Nürnberg), Jonas Rutsch (Erbach) sowie der gesamten BRD-Delegation im Flugzeug in das ca. 5 000km entfernte Doha. Dort erwarteten sie Temperaturen von 40° Celsius. Da das Juniorenteam erst am Freitag, den 14. Oktober an den Start gehen musste, blieben also noch fünf Tage, um sich einigermaßen zu akklimatisieren. Inzwischen war auch die Märkl-Family mit Papa Andreas, Mama Anette, Bruder Lukas, Schwester Jule und Opa Karl nach achtstündiger Flugreise eingetroffen. Einmal, um das Radsport-Großereignis live zu erleben, vor allem aber um allein durch ihre Anwesenheit Niklas während seines Rennens mental zu unterstützen und zu motivieren.

Dabei waren auf einem flachen, dem starken Wüstenwind ausgesetzten Kurs neun Runden mit insgesamt 135km bei brütender Hitze zurückzulegen. Mit dem Startschuss machten sich 195 Fahrer der U19 Klasse auf die Jagd nach den Medaillen. Anfangs ließ man es ruhig angehen. Vereinzelte Ausreißversuche verpufften schnell wieder. Als sich aber dann doch schon in der dritten Runde eine 14-köpfige Gruppe vom Feld absetzte, waren alle Favoriten aus Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz und den USA dabei. Es fehlte ein deutsches Nationaltrikot in dieser Gruppe! So nahm Niklas Märkl die Verfolgung auf und fand nach 10km Alleinfahrt den Anschluss zur Spitze. In dieser Truppe herrschte nun allerdings keine große Harmonie. Vor allem Brandon McNulty, der Amerikaner aus Arizona, der schon das Einzelzeitfahren gewonnen hatte, attackierte fortwährend. Letzten Endes aber ohne Erfolg. Niklas hielt sich nach seiner Aufholjagd zwar unauffällig, aber sehr wachsam im hinteren Bereich dieses Zirkels auf. Er ließ sich auch nicht durch ständige Vorstöße und Angriffe seiner Konkurrenten aus der Ruhe bringen. Eine sehr clevere und routinierte Verhaltensweise! Hier machte sich wohl der Einfluss seines Mentors Udo Bölts bemerkbar.

Die Ausreißergruppe hielt bis zum Schluss einen konstanten Vorsprung von mindestens 30 Sekunden vor dem Hauptfeld. Als es in die letzte Runde ging, hatte natürlich das gegenseitige Belauern höchste Priorität. Jede der nun ständig eingeleiteten Aktionen wurde sofort gekontert. Alles lief auf eine Sprintentscheidung hinaus. In dieser Phase brachten die TV-Reporter von Eurosport 1, Karsten Migels und Jean Claude Leclerc, während der Live-Übertragung  mehrfach zum Ausdruck, dass sie den deutschen U19-Meister Felix Groß lieber in der Position von Niklas Märkl sähen. Ihm rechneten sie die größeren Erfolgschancen zu.

Auch war den beiden Berichterstattern der Ortsname „Linden“ nicht geläufig und wurde von ihnen in „Lingen“ umgewandelt. Per „Whats App“ wurden sie schließlich von Hanka Kupfernagel (35malige Deutsche Meisterin, 5fache Weltmeisterin und Gewinnerin einer Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney) und Roman Jördens auf den Lapsus aufmerksam gemacht. Beide waren mit der Leitung des FOCUS CX TEAMs betraut, in dem auch Lukas und Niklas eingegliedert sind.

Was in dieser Rennphase kaum noch für möglich gehalten wurde, gelang dann doch noch zwei dänischen Fahrern: Fünf Kilometer vor dem Ziel konnten sie sich aus der Spitzengruppe absetzen und einen kleinen Vorsprung herausfahren. Bei beiden war jetzt eine konsequente Aufgabenteilung angesagt. Einer fuhr nur Windschatten, der andere übernahm die komplette Führungsarbeit. Nachdem dieser seinen Partner aus Kräftemangel ziehen lassen musste, wurde er zwei Kilometer vor dem Ziel von den Verfolgern eingeholt. In diesem Stadium hatte sich Niklas Märkl von seiner hinteren Position kontinuierlich nach vorne orientiert. Obwohl jetzt auch mit verschärftem Tempo gefahren wurde, konnte der in Führung liegende Däne Jacob Egholm nicht mehr eingeholt werden. Mit sieben Sekunden Vorsprung überquerte er die Ziellinie und war Weltmeister. Hinter ihm entbrannte nun der Kampf um die restlichen Medaillenränge. Jetzt zeigte Niklas Märkl seine ganze Cleverness. In Lauerstellung liegend,  zog er im richtigen Moment einen fulminanten Spurt an, dem keiner seiner dreizehn Kontrahenten gewachsen war. Deutlich verwies er sie auf die Plätze.

Dank der schnellsten Beine gelang der zweite Platz, somit der Gewinn der Silbermedaille und der VIZEWELTMEISTERSCHAFT - ein Paukenschlag schlechthin! Ein großer Traum war für ihn in Erfüllung gegangen. Der gleiche Coup gelang schon zwei Tage vorher dem Minfelder Pascal Ackermann, einem weiteren Pfälzer, in der Klasse U23.

Den emotionalsten Augenblick durchlebte Niklas dann bei der Siegerehrung, als ihm die belgische Radsportlegende Eddy Merckx, der als WM-Botschafter zugegen war, das Edelmetall um den Hals hängte. Nur ergänzend sei noch erwähnt, dass der Schweizer Reto Müller als Dritter mit auf dem Treppchen stand.

Die Märkls verblieben auch noch samstags und sonntags in Doha und wohnten den an diesen beiden Tagen anstehenden Entscheidungen bei. Am späten Sonntagabend saß man dann mit der gesamten BDR-Delegation gemeinsam im Flugzeug auf dem Weg nach Frankfurt. Nach einem Nachtflug kam man dort morgens um sieben Uhr an. Nach Erledigung aller erforderlichen Formalitäten ging die Fahrt mit dem privat organisierten Abholdienst – natürlich mit Niklas – in Richtung Linden. Bei der Ankunft daheim standen vor dem Haus Nr.20 in der Krickenbacher Straße der Rest der Familie und die Nachbarn zur Begrüßung bereit. Nach kurzem Aufenthalt ging es dann von dort für Niklas per Autokorso im roten Cabriolet mit offenem Verdeck auf die Präsentationsrunde durch den Ort zum offiziellen Empfang. Hierzu liefen bereits seit Freitagabend die Vorbereitungen.

Die Organisation hatten die Führungscrew des RSC und die Ortsgemeinde übernommen.

Nachdem sich der Korso in Bewegung gesetzt hatte, bog er nach 400 Metern in die Hauptstraße ein. Schon hier war als Blickfang ein Band mit dem Konterfei von Niklas positioniert, das ihn während der Siegerehrung in Doha zeigte. Die Platzierung dieses Plakates war bezeichnenderweise an einer historischen Stätte erfolgt: Hier – im Umkreis von vielleicht 20 Metern -  hatte wohl 1906, also vor 110 Jahren, der Radsport in Linden seinen Anfang genommen, wie schon an anderen Orten beschrieben.

Nachdem die Ehrenrunde durch das Dorf beendet war, fuhr das rote Cabriolet am vereinbarten Treffpunkt an der Kufa vor. Hier hatten sich mehr als 200 Radsportfans versammelt, um den neuen Vizeweltmeister enthusiastisch zu empfangen. Selbstverständlich war auch Udo Bölts, der Mentor von Niklas, anwesend, um seinem Schützling zu gratulieren. Seine Einflüsse hatten mit Sicherheit einen wesentlichen Anteil am Gewinn der Silbermedaille.

Dass dieser Erfolg für unsere ganze Region von großer Bedeutung ist, kam auch dadurch zum Ausdruck, dass sich sogar Paul Junker, der Landrat des Kreises Kaiserslautern, höchstpersönlich eingefunden hatte. Die musikalische Umrahmung des Meetings hatte das Bläserduo Alexander Peifer (Posaune) und Bernd Udo Schneider (Trompete) übernommen. Mit einem kalten Büffet und entsprechenden Getränken sorgte schließlich die Ortsgemeinde Linden für die ausharrenden Fans. Als die Party hier zu Ende war, fuhr der Korso nach Queidersbach, dem Wohnort von Niklas. Im Sportheim des FC stand in etwas kleinerem Rahmen der nächste Empfang des Tages auf dem Programm.

Dass der RSC Linden 2016 ein weiteres Mal international im Focus stand, ging auf das Konto von Paul Klag. Bei den „UEC Masters Cyclocross European Championships“ am 22. Oktober im slowakischen Trnava in der Nähe von Bratislava belegte er in einem stark besetzten Fahrerfeld in der Master-Klasse einen hervorragenden und beachtenswerten 6. Platz. Diesen erkämpfte er sich gleich zu Beginn des Rennens und verteidigte ihn erfolgreich bis zum Schluss. Für die  „UCI-Weltmeisterschaften im Cyclocross“ am 2. Dezember im belgischen Mol hatte er sich ebenfalls qualifiziert. Auf einem 2,8km langen Rundkurs mit vielen Laufpassagen im knöcheltiefen Sand glich der Wettbewerb mehr einem Langstreckenlauf als einem Radrennen. In dem starken Feld mit fast einhundert Fahrern belegte er nach vier Runden den für ihn unbefriedigten 37. Rang.

Für die nächste Saison 2017 hat der RSC seinen Fahrerkreis zukunftsorientiert erweitert. Als neue aktive Mitglieder konnten in der Klasse Jugend U17 w Chena-Luna Brach (Bensheim) und Eva-Maria Zusann (Landau) registriert werden Bei den Junioren U19m sind die beiden Nationalfahrer Lukas Baldinger (Merdingen), der Sohn des Ex-Profis Dirk Baldinger und Marius Mayrhofer (Gomaringen, Baden-Wttbg) hinzugekommen. Neu als Lizensinhaber steigt in die kommende Saison 2017 auch Jonas Haber in der Kategorie Schüler U13m ein.

Quellen: Wikipedia (freie Enzyklopädie),

               Festschrift „100 Jahr-Feier 2006“

 

EPILOG

Anlass dazu, dass ich mich überreden ließ, diese Dokumentation in Arbeit zu nehmen, ist einerseits meine enge Verbundenheit mit dem Radsport an sich und andererseits die Tatsache, dass ganz in meinem Sinne mit der Gründung des Radsportclubs in Linden die Räder wieder rollen.

Es versteht sich eigentlich von selbst, dass der vorliegende Bericht keine hundertprozentige, alles umfassende Beschreibung der Radsportgeschichte in Linden sein kann. Viele Informationen konnten für die lange Zeit von einhundertzehn Jahren nicht mehr recherchiert werden oder standen nicht zur Verfügung. Auch wurden zahlreiche kleinere Details nicht aufgeführt. So war es mir möglich, der Gefahr der Verzettelung und Ermüdung der Leser aus dem Weg zu gehen.

Um aber mit meinem begrenzten schriftstellerischen und journalistischen Talent etwas einigermaßen Sinnvolles aufs Papier zu bringen, bedurfte es einer vielfältigen Unterstützung. Mein aufrichtiger Dank gilt an dieser Stelle Elfie und Kurt Becker. Die von Hand verfassten Manuskripte hat Elfie Becker gegengelesen, die Texte „geschliffen“, sowie Punkte und Kommas an die richtigen Stellen gesetzt und per Computer erfasst. Weiterhin hat sie mit vielen wertvollen Tipps und Anregungen Struktur und Übersicht in den Text gebracht. Auch Kurt Becker hat einen sehr wesentlichen Beitrag geleistet, indem er z.B. das Bild- und Dokumentenmaterial für die Textverarbeitung eingelesen und an Ort und Stelle platziert hat. An dieser Stelle noch einmal beiden meinen allerherzlichsten Dank dafür , dass sie ihre Zeit geopfert und selbstlos einen wesentlichen Teil zur Erstellung dieser Chronik beigetragen haben.

Linden, im März 2017                                       Emil Erker